InoCottonGRoW: Inbetriebnahme einer Pilotanlage zur anaeroben Behandlung von Textilabwässern in Pakistan

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Pakistan ist weltweit der viertgrößte Baumwollproduzent und ein wichtiger Textilexporteur u.a. für den deutschen Markt. Diese Produktion geht mit extrem hohem Wasserverbrauch und -verschmutzung einher. Im Projekt InoCottonGRoW arbeiten 14 deutsche Forschungs- und Industriepartner mit 13 pakistanischen Partnern zusammen, um Wege zur Steigerung der Effizienz und Produktivität der Wassernutzung entlang der gesamten Baumwoll-Textil-Wertschöpfungskette aufzuzeigen. Ziel ist es, den Wasserfußabdruck als Steuerungsinstrument weiterzuentwickeln, um pakistanische Entscheidungsträger bei der Bewirtschaftung knapper Wasserressourcen zu unterstützen und deutschen Konsumenten Kriterien für bewusste Kaufentscheidungen an die Hand zu geben.

In Zusammenarbeit mit pakistanischen Partnern wird zunächst eine Bestandsanalyse der gegenwärtigen Wasserverwendung und -verschmutzung in der Provinz Punjab durchgeführt. Dabei werden Methoden der Satellitenfernerkundung, hydrologische und hydraulische Modellierungsansätze, Erhebungen bei Baumwollfarmern, Betriebsaudits in der Textilindustrie und Messkampagnen in Bewässerungskanälen und Grundwasser kombiniert und in Demonstrationsvorhaben mögliche Lösungsansätze zur Verringerung des Wasserfußabdrucks der Baumwoll-Textilindustrie aufgezeigt.

Wichtige Fortschritte konnten in den letzten Monaten im Demonstrationsvorhaben Textilabwasserbehandlung erzielt werden. Bisher verfügen in der Textilregion Faisalabad von ca. 220 Textilunternehmen nur ca. zehn über Behandlungsanlagen, von denen zudem mehrere wegen hoher Energiekosten außer Betrieb sind. Aufgrund des steigenden öffentlichen Drucks auf internationale Brands, die Umwelteinflüsse ihrer Produzenten stärker zu kontrollieren, sehen sich jedoch immer mehr Textilunternehmen in Pakistan gezwungen, in Abwasserbehandlung zu investieren. Kostendruck, unsachgemäße Planung und Betrieb und unzureichende Kontrollen der Kläranlagen führen zusätzlich zu unbefriedigenden Reinigungsleistungen. InoCottonGRoW möchte dafür eine wirtschaftliche Ergänzung zu den bisher eingesetzten ausschließlich aeroben Verfahren aufzeigen, indem sie die Praxistauglichkeit einer anaeroben Teilstrombehandlung von leicht abbaubarem, stärkehaltigem Textilabwasser untersuchen.

Nach vielen logistischen Herausforderungen in Pakistan konnte das FiW die als Container verschiffte Pilotanlage im Juli 2018 an der Textilfabrik Kohinoor Mills Ltd. im Distrikt Kasur, südlich von Lahore, in Betrieb nehmen. Geplant und gebaut wurde die Pilotanlage in Zusammenarbeit mit der Firma A3 Water Solutions GmbH und der Universität Stuttgart. Bereits nach wenigen Wochen konnte die Pilotanlage erfolgreich Biogas aus dem organisch hoch belasteten Abwasser gewinnen. Ein Höhepunkt der Arbeiten war es, mit dem in der Anlage erzeugten Biogas vor den Augen der Mitarbeiter der Textilfirma einen ersten Topf Tee zu kochen: In diesem Moment wurde für alle Anwesenden sichtbar, dass aus Abwasser Energie gewonnen werden kann. Im weiteren Versuchsverlauf wurde der Prozess optimiert, um die Wirtschaftlichkeit einer potentiellen Großanlage unter den lokalen Randbedingungen bewerten zu können. Eine enge Kooperation mit der in Islamabad ansässigen National University of Science and Technology (NUST) gewährleistet, dass die Anlage von einem dortigen Doktoranden weiterbetrieben werden kann. Gleichzeitig konnten erste Angebote abgegeben werden, Textilfirmen im Abwasserbereich fachkundig zu beraten. Mit Hilfe der über das Vorhaben erstellten Dokumentarfilme sowie der Entwicklung eines Wasserfußabdruck-Labels versucht InoCottonGROW lokale Entscheidungsträger und deutsche Konsumenten öffentlichkeitswirksam zu sensibilisieren.

Bei der anstehenden Midterm-Konferenz vom 6. bis 10. November 2018 an der University of Agriculture in Faisalabad (UAF) werden Zwischenergebnisse aller Arbeitspakete präsentiert und in Workshops und Trainings ausführlich mit pakistanischen Partnern diskutiert.